Die Geschichte
Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft hat nach dem ersten Weltkrieg schnell erkannt, dass ein flächendeckender Personennahverkehr nicht immer nur mit dampflokbespannten Zügen sichergestellt werden kann. Dementsprechend beschaffte man in den Jahren 1925 bis 1929 insgesamt zwölf zweiachsige und 16 vierachsige Benzoltriebwagen. Außerdem wurden Aufträge für 18 dieselmechanische Triebwagen vergeben. Diese wurden mit den Nummern 852 bis 871 in Dienst gestellt und liefen zum Teil bis 1960.
Von den vierachsigen Benzoltriebwagen wurden vier Fahrzeuge (Nr.: 751-754) von den Deutschen Werken in Kiel gebaut. Die Breslauer Linke-Hofmann-Busch-Werke erhielten den Auftrag für den Wagen mit der Nummer 756. Die Firma Waggon- und Maschinenbau AG in Görlitz (WUMAG) fertigte sechs Fahrzeuge mit den Nummern 757 bis 762. Drei Wagen erstellte die Waggonfabrik Dessau. Zusätzlich entstanden zwei aus zweiachsigen Doppelwagen (713/714 und 715/716) gebildete Einheiten.
Je ein Exemplar der einzelnen Baureihen ging zu umfangreichen Testfahrten an das Lokomotiv-Versuchsamt in Grunewald. Danach erfolgte die Erprobung im Betriebsdienst.
Die WUMAG in Görlitz erhielt am 22. Oktober 1925 den Auftrag für sechs der 14 benzolmechanischen Drehgestelltriebwagen, da das Unternehmen zuvor innovative Lösungen für die Kraftübertragung entwickelt hatte. Diese, zuvor in einem zweiachsigen Triebwagen erprobte Technik, sollten versuchsweise auch in den vierachsigen Fahrzeugen eingesetzt werden.
Von der DRG wurden vier Einheiten mit langem Wagenkopf und separaten Führerstandstüren zum Preis von je 85.000 RM bestellt. Zwei weitere Einheiten sollten kürzere Köpfe ohne Führestandstüren erhalten. Hier betrug der Kaufpreis 87.500 RM pro Stück.
Es war vorgesehen, die Triebwagen mit bis zu zwei Beiwagen oder auch doppelt gekuppelt einzusetzen. Bei der WUMAG wurde im Frühjahr 1926 mit dem Bau der Triebwagen begonnen.
Von Görlitz nach Harsefeld
Unser Triebwagen wurde mit der Baunummer 761 im Sommer 1927, für einige Monate noch ohne Betriebsnummer, an die Reichsbahndirektion Königsberg überstellt. Dort hat er, versuchsweise vom Betriebswerk Allenstein aus, die Nebenstrecken in Ostpreußen bedient. Am 25. November 1927 wurder er im Betriebswerk Opladen durch die Reichsbahn offiziell abgenommen. Die ersten Fahrten erfolgten aus dem Betriebswerk Trier im planmäßigen Betrieb.
Im Sommer 1930 fiel die Entscheidung, dass alle Triebwagen dieser Bauart zur Vereinfachung der Wartung im Betriebswerk Nürnberg zusammengezogen werden sollten. Unser Triebwagen 761 ging im Jahr 1931 kurz vor Weihnachten nach Nürnberg. Das dortige Ausbesserungswerk hat sich in der Folgezeit intensiv mit den Fahrzeugen auseinandergesetzt. Zahlreiche Verbesserungen konnten vorgenommen werden.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden viele Dieseltriebwagen aufgrund von Treibstoffknappheit abgestellt. Die benzolgetriebenen Wumag-Wagen konnten im Betriebsdienst verbleiben, da ihre Vergasermotoren auf Treibgas umgestellt werden konnten. Nach Kriegsende waren alle Triebwagen in einem desoltan Zustand. Unser 761 war kühlerlos und sämtliche Armaturen fehlten. Doch bereit am 18. April 1946 gelang mit viel Mühe und Erfindungsreichtum die Ausbesserung des Fahrzeuges. Im Jahr 1947 erhielten die Triebwagen neue Betriebsnummern. Aus dem Wagen 761 wurde der VT66 904.
1952 wurden die altersschwachen Büssing-Motoren durch moderne Deutz-Dieselmotoren ersetzt. Im Dezember 1955 kam für das Fahrzeug der Abschied vom Plandienst und die anschließende Ausmusterung. Der Wagen wanderte in Kassel auf das Abstellgleis.
Im Dezember 1956 hat das niedersächsische Landeseisenbahnamt das Fahrzeug von der Bundesbahn erworben und nach umfangreichen Aufarbeitungen an die Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn übergeben. Hier führte das Fahrzeug bis zum Sommer 1969 erfolgreich den Personennahverkehr aus. Im Anschluss wurde noch Stückgutverkehr mit dem Triebwagen gefahren. Außerdem diente er als Zugfahrzeug für die herbstlichen Rübenzüge. Dieser Betrieb führte aufgrund der ständigen Überlastung letztlich zu Maschinenschäden und damit am 21. Januar 1980 mit Fristablauf zur Abstellung.
Ab Herbst 1979 hat der neu gegründete Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde e.V. die komplette Aufarbeitung und Sanierung des Triebwagens übernommen. Die Arbeiten konnten Ende Mai 1980 abgeschlossen werden. In den Folgejahren konnte das Fahrzeug erfolgreich und bei guter Fahrgastbeteiligung im Museumsverkehr auf der Strecke der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn eingesetzt werden. Darüber hinaus wurden Fahrten in das Umland und später auch zu immer weiter entfernten Zielen, wie zum Beispiel Königsberg, unternommen.